Traditionsbewusster Golfsport und Digitalisierung – ein Widerspruch in sich?
Wir von avarno sind „die Tourguides für die Digitalisierung“. Absolut naheliegend also, dass ich mich auch mit dem Fortschritt der Digitalisierung im Golf, meiner Lieblings-Sportart, befasse. Und tatsächlich geht digital sogar in diesem traditionsbewussten Segment schon einiges.
„Golfst du schon oder machst du noch richtig Sport?“ Besonders jüngere Golfer bekommen dieses Klischee oft zu hören. Dabei ist Golf gar kein „Alte Leute-Sport“ – ich zum Beispiel habe schon in der Jugendmannschaft gegolft – und besonders für diese jüngere Zielgruppe ist es relevant, dieser Sportart auch digitale Zugangswege zu ebnen.
Als ich mit dem Golfen begann, war die Golfwelt noch recht analog unterwegs: Mein erstes Golfbesteck kaufte ich vor Ort von einem befreundeten Ehepaar meiner Eltern. Ich ging jeden Samstag ins Mannschaftstraining, wir warfen Token in den Automaten, um uns Bälle auf der Driving Range zu ziehen und filmten uns gegenseitig mit einer Videokamera, die dann an einen riesigen Fernseher angeschlossen wurde. Rückblickend muss ich sagen: Hurra, da ist inzwischen doch vieles einfacher geworden. Einige Beispiele:
Nie mehr auf den einen Golfclub vor Ort beschränkt sein
Im Zeitalter der digitalen Nomaden und des Bedürfnisses Vieler, ortsunabhängig leben und arbeiten zu können, wächst auch ihr Wunsch, fürs Golfen nicht mehr an „ihren“ Club vor Ort gebunden zu sein.
So brauchen Golfer heute nicht mehr Mitglied in einem bestimmten Club zu werden, um zu spielen. Sie schließen sich einfach den 23.000 aktiven Mitgliedern der Vereinigung clubfreier Golfspieler (VcG) an und können damit unter unzähligen Golfplätzen in ganz Deutschland wählen und dort gegen Greenfee spielen. Der VcG gehört zu den größten Sportclubs Deutschlands.
Startzeiten per Telefonanruf zu buchen ist doch voll 90er
Wenn man als Golfer schon nicht mehr an den Platz seines eigenen Clubs gebunden ist, will man all die neuen Möglichkeiten natürlich auch vollends auskosten. Lücken im Terminkalender bei einer Geschäftsreise am anderen Ende Deutschlands? Eine Runde Golf ist der perfekte Ausgleich. Urlaub auf den Balearen? Der wird erst richtig schön, wenn ich da auch golfen kann. Also ran ans Telefon und in den entsprechenden Clubsekretariaten anrufen, um die gewünschte Startzeit zu buchen? Mühsam, mühsam… Das geht dank der Digitalisierung inzwischen sehr viel einfacher:
Bei mehreren Online-Portalen wie zum Beispiel Leadingcourses findet man nicht nur wundervolle Golfplätze in nahezu jeder Region dieser Erde, man kann dort auch online direkt Startzeiten buchen. Denselben Service bietet zum Beispiel Campo-Golf an, allerdings nur für Plätze in Deutschland.
Online-Vergleiche und -Shopping helfen Golfenden, Geld zu sparen
Hatten „früher“ die zu den Golfclubs gehörenden Pro-Shops nahezu ein Monopol auf den Verkauf von teurem Golf-Equipment, lässt sich heute durch diverse Online-Versandhäuser oder herstellereigene Online-Plattformen viel Geld sparen.
Fortgeschrittene Spieler sind sicher nach wie vor im Pro-Shop vor Ort richtig, wenn sie Spezielles für ihr Golfbesteck brauchen, ausprobieren und sich fachkundig dazu beraten lassen wollen.
Aber für Newbies lohnt es sich allemal, zunächst einmal mit deutlich günstigeren Einsteigersets zu starten, die sie online vergleichen und erwerben können.
Lernen und Trainieren mit Online-Unterstützung
Wie bei allen Fertigkeiten hilft auch beim Golf neben durchaus nützlichem Talent nur eines, um besser und irgendwann richtig gut spielen zu können: Üben, üben üben. Besonders zu Beginn am besten ganz analog mit einem professionellen Golftrainer an der Seite.
Aber tatsächlich gibt es auch das Golftraining schon mannigfaltige digitale Unterstützung: Es gibt Online-Kurse, um sich mit der Theorie vertraut zu machen – ja, auch beim Golf gibt’s eine Menge Theorie.
Kostenlose oder kostenpflichtige Video-Tutorials unterstützen bei allen denkbaren und undenkbaren Schlagtechniken, den richtigen Körperhaltungen, ja sogar bei den Regeln der Club-Etikette.
Die Digitalisierung geht so weit, dass es sogar digitale Golf-Simulatoren und virtuelle Putting Greens für zu Hause gibt.
Und um sein Handicap zu verbessern, unterstützen vollvernetzte Trackman-Anlagen bei der Schwunganalyse. Per Hand gedrehtes Video plus manuelle Analyse vor dem Fernseher waren gestern.
Natürlich gibt es für alle erdenklichen Zwecke beim Golfen auch schon preisgünstige Smartphone-Apps. Zum Beispiel solche, die sich per Bluetooth mit einem kleinen Empfänger am Golfschläger verbinden und die Draw, Fade, Geschwindigkeit und andere wichtige Parameter anzeigen. Weil Sport jeder Art ja fast immer auch eine kompetitive Komponente hat, nutzen wir all diese Parameter natürlich auch, um uns mit anderen in der WhatsApp-Golfgruppe zu messen.
Eine schöne Übersicht von Golfer-Apps liefert der Artikel Golf auf dem Smartphone – Die 12 besten Apps für Golfer.
Nun aber: Ab auf den Golf Course – auch dort digital unterstützt, versteht sich
Zu laufen braucht theoretisch heute kein Golfender mehr selbst. Golfcarts gibt’s es schon lange, inzwischen auch rundum vernetzte Carts, die Musik vom eigenen Smartphone einspielen, Drinks oder Speisen ordern, das Birdiebook des Golfplatzes und den eigenen Standort abrufen oder die elektronische Score Card aktivieren können. Nicht ganz preiswert ;-), aber möglich.
Aber auch ohne solche Luxusgefährte braucht niemand mehr seine Scorekarte mit Bleistift in Schönschrift auszufüllen. Es ist inzwischen auf nahezu jedem Platz möglich und erwünscht, sie per Smartphone auszufüllen.
Wer auf der Runde Lust auf einen kleinen Snack oder ein Getränk hat, ordert das Gewünschte ruckzuck ebenfalls online per Smartphone und findet es zur vereinbarten Zeit bereits auf dem Tisch oder – während der Corona-bedingten Einschränkungen – zur Abholung am Halfwayhouse vor.
Am Ende der Runde noch schnell die Score Card mit dem Finger digital unterschreiben und mit einem Klick an die Geschäftsstelle des Clubs senden.
Und morgen geht’s auf die Driving Range. Auch hier geht schon einiges digital. Zwar wird es wohl noch etwas dauern, bis Roboter die verspielten Bälle einsammeln und zur Ballmaschine bringen. Aber schon erhält man die Bälle ohne Token, sondern einfach mit seinem Guthaben auf einer Chipkarte oder dem Clubausweis – RFID sei Dank.
Gute Clubs müssen auch in punkto Digitalisierung Kompetenz zeigen
Die Digitalisierung erleichtert vieles auf dem Platz und rund ums Golfen. Und sie ist ein wichtiger Schritt, um aus dem Luxussport einen Breitensport zu machen, weil Golfer durch die Digitalisierung richtig Kosten sparen können.
Besonders für junge Golfer sind digitale Prozesse Alltag und die Möglichkeit, sie zu nutzen entscheiden oft über die Zu- oder Abwanderung junger Spieler und Talente. Je jünger die Mitglieder, desto stärker wird auch eine breite Digitalisierung im Club vorausgesetzt und als Qualitätskriterium betrachtet:
Der Prozess der Startzeitbuchung muss reibungslos funktionieren, der Pro muss 24/7 online buchbar sein und Schwung-Analysen mit Trackman-Anlagen müssen bei Bedarf immer verfügbar sein. Ebenso gehören digitale, auf der Internetseite des Clubs einsehbare Leaderboards bei Turnieren schon längst zum guten Ton und machen Golf von überall verfolgbar.
Viele der neuen digitalen Prozesse sind allerdings auch mit einigem Erklärungsbedarf verbunden. Die Aufgabe der Clubs, ihre Mitglieder mit auf die Reise nach Digitalien zu nehmen, sind nicht zu unterschätzen: Wie sorge ich dafür, dass es für alle selbstverständlich wird, ihre Score Card nur noch digital auszufüllen? Wie vermittle ich jedem, dass die Handicaps nicht mehr vom einzelnen Club, sondern seit Anfang 2021 global digital verwaltet werden? Selbst ich als „Digital Native“ komme da manchmal nicht immer ganz mit.
Grundsätzlich gefällt es mir aber richtig gut, wieviel einfacher mir digitale Tools und Prozesse alles rund ums Golfen machen und welche Kosten sie mir ersparen. Und solange ich noch nicht von einem autonom fahrenden Golfcart ins Wasserhindernis getrieben werde oder auf dem Platz durch einen Roboter-Spieler ersetzt werde, um den Rasen zu schonen, ist alles gut.
Also: Wir sehen uns an Loch 19, den Golfer habe ich schon per App bestellt 🙂
Verfasst von
Philipp Wirth
Head of Competence Center ICT-Consulting
Philipp ist das Tor zu unseren Kunden und in die Außenwelt. Neben seiner Rolle als Leiter des Competence Centers Consulting betreut er auch alle Personalthemen bei uns. Außerdem ist er das orchestrierende Bindeglied zwischen den einzelnen Projektteams und stellt in seiner Rolle die Qualität der gelieferten Projektergebnisse gegenüber unseren Auftraggebern sicher. Und er bildet die kommunikative Schnittstelle zwischen den internen und externen Consultants, dem Backoffice und den Recruitern, die auf unsere Dienstleistungen zurückgreifen.
Nach ersten Erfahrungen als Teamleiter im gehobenen Einzelhandel kam er Anfang 2021 mit fundierten Projekterfahrungen im internationalen Einkauf der Schwarz Gruppe zu avarno.
Privat trifft man Philipp bei gutem Wetter oft auf dem Golfplatz. Er gehört eindeutig zu der strukturierten Seite der avarno-Crew und sorgt mit seiner Arbeit dafür, dass die kreativen Chaoten unter uns gehört werden.